Niendorf blüht auf

In der Groß Borsteler Straße wächst bald eine Wildblumenwiese. Diese „Grüne Idee“ haben sich kreative Mitglieder für die Aktion 110 Jahre WGW ausgedacht. Ende September haben wir sie umgesetzt.

Drei Blumenliebhaber, ein Gedanke: Diese Wiese braucht mehr Buntes für Schmetterlinge und Co. Alles, was nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringt. Ohne sich abzusprechen hatten Helga Mohr, Anja Treder und Björn Lischka die gleiche Idee. Gedacht, geschrieben. Bei uns flatterten außer diesem Vorschlag noch weitere „Grüne Ideen“ ins Haus. Danke dafür! Die größte Aktion davon, das Anlegen der Wildblumenwiese in Niendorf, stellen wir Ihnen vor.

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Mitten auf dem Rasen zwischen den Häuserzeilen Groß Borsteler Straße 27 und 29 wurde das satte Grün abgetragen. Jetzt liegt auf einem 200 Quadratmeter großen Areal dunkle Erde und bei genauem Hinsehen lassen sich ein paar helle Sprenkel entdecken. Es ist das Tagewerk von Garten- und Landschaftsbauer Rudolf Schmale und seinen Männern. Am 21. September kamen sie mit Bagger, Schaufeln und einem großen Container gemischter Erde und sorgten dafür, dass es bald etwas bunter aussehen wird. „68 heimische Blumen und Kräuter haben wir ausgesät. Darunter Klatschmohn, Wilde Möhre, Spitzblatt-Malve, Wiesen-Salbei und Klee“, erklärt Rudolf Schmale. „Reichlich Schmetterlingsnahrung und Futter für Wildbienen.“ Genau das, was Helga Mohr, Anja Treder und Björn Lischka sich wünschten.

„Seit sechs Jahren habe ich einen Kleingarten“, erzählt Björn Lischka. „Den habe ich relativ wild belassen, viele Kräuter und Blumen angepflanzt. Da summt und brummt es fast das ganze Jahr. Hier in der Wohnanlage fehlt das.“ Bienen-Patin Anja Treder hat ihren Balkon üppig mit nektarreichen Pflanzen bestückt. „Und da ist bei mir die Idee gewachsen, auch auf die Wiese  auszuweichen. Das ist ein tolles Naturerlebnis, das man sonst nicht mehr hat.“ Ganz anders als in ihrer Kindheit: „Damals hatten wir in Niendorf noch Felder mit allen Insekten.“ Das möchte sie gerne auch den Kindern der Nachbarn zeigen. „Natur kann man nicht am Computer erleben. Das geht nur hautnah“, sagt sie.

Während der Arbeiten für die Blumenwiese gab es schon einige Zuschauer, wie Gisela Nickels. „Ich finde das gut“, sagt sie. „Vielleicht sollte der Bereich eingezäunt werden“, überlegt sie, damit die Blumen nicht zertreten werden.“ Hans Werner Schaade ist ebenfalls begeistert von unserer Aktion. Auch davon, dass nicht alles umgegraben worden ist. „So haben die Kinder noch Freiraum zum Spielen.“

Das war auch Vertreterin Helga Mohr ein Herzens-Anliegen. „In diesem Corona-Sommer haben die Kinder neben dem Spielplatz auf Decken gesessen und mit Puppen gespielt.“ Ein Grund, warum wir nur einen Teil der Fläche neu gestaltet haben, so bleibt neben dem Spielplatz reichlich Rasen. Ein paar Schritte weiter können Kinder Naturdetektiv spielen, wieder Insekten bei der Bestäubung beobachten und mehr über sie lernen. Denn schon die kleinsten Forscher und Entdecker verstehen, wie wichtig eine Blumenwiese ist, die vielen Tieren nicht nur Nahrung sondern auch Unterschlupf bietet.

Abschied x 2

Ende des Jahres gehen Wolfgang Schneidereit (re.) und Andreas Rupschuß in Rente. Für uns werfen sie einen kurzen Blick zurück und schauen nach vorn – erzählen, was sie mit ihrer neuen Freiheit anstellen wollen.

Ob es Mitglieder gibt, die Hauswart Wolfgang Schneidereit nicht kennen? Kaum vorstellbar. 33 Jahre war er für uns im Einsatz. Hauptsächlich in Bramfeld, Farmsen, Marienthal, Rahlstedt und Wandsbek. Durch Urlaubsvertretungen dürfte er wohl jedem Bewohner net sein – außerdem hat er fast jeden Duschkopf oder Wasserzähler in der Hand gehabt. Und darauf legt er großen Wert.

„Die Arbeit hat sich sehr verändert“, erzählt er. „Die telefonische Sprechstunde machte ich anfangs von Zuhause aus.“ Sein Büro im Traberweg bezog er 1997, bekam ein Fax-Gerät, einen Computer und Pieper, später ein Handy. Gegen Technik hat er im  Grunde nichts. Nur: „Die Arbeitsschwerpunkte haben sich verlagert, man kam weniger raus.“ Genau das hat der gelernte  Maschinenschlosser aber immer an seiner Arbeit geliebt: den direkten Kontakt zu Mitgliedern, ob beim Schwätzchen im Hausflur oder Mitgliederfesten, und Dinge auch reparieren zu dürfen. „Bei anderen Wohnungsunternehmen ist das nicht mehr so“, weiß Schneidereit. „Bei der WGW dürfen wir noch Kleinreparaturen ausführen.

Zum Glück! Denn das ist doch eigentlich der Job des Hauswarts!“ Ende Dezember wird Wolfgang Schneidereit das Werkzeug  seinem Nachfolger Stefan Wichern übergeben – und er freut sich darauf. „Ich werde die Kollegen und einige Mitglieder vermissen. Aber jetzt möchte ich Zeit mit meiner Familie genießen und die Welt entdecken.“


Das hat auch Andreas Rupschuß geplant. Außerdem will er sich wieder ehrenamtlich in seiner Kirchengemeinde und im Gemeinderat engagieren. Prinzipiell hätte der technische Sachbearbeiter das seit fast zwei Jahren machen können. Denn offiziell ist er schon Rentner. Trotzdem stand er weiter mindestens einmal pro Woche morgens um Viertel vor Fünf auf und fuhr 100 Kilometer, um zu uns zu kommen. Mit guten Gründen: „Ich habe viele Firmen erlebt“, sagt der Bautechniker, „aber rundum zufrieden und glücklich war ich nur bei der WGW.“

Beruflich der perfekte Abschluss. Als Andreas Rupschuß 2014 als technischer Sachbearbeiter bei uns im Mieterservice startete, war er 60 Jahre alt. „In dem Alter noch so eine Chance zu bekommen, ist nicht selbstverständlich. Frau Stehr hat sie mir gegeben und dafür bin ich ihr heute noch dankbar“, betont er. Denn bei der WGW fand er das, was er immer gesucht hat. „Die Kollegen sind in jeder Situation hilfsbereit, nett und verlässlich. Mir wurden Aufgaben anvertraut, wie die technische Leitung des Neubaus in der Sieker Landstraße, die mich herausgefordert und sehr viel Spaß gemacht haben.“

Vor allem aber beeindrucken ihn die gelebten Genossenschaftswerte. Zuvor arbeitete er in der Privatwirtschaft. Rupschuß: „Dort zählte die Rendite, das Menschliche blieb oft außen vor. Es ist eine schöne Erfahrung zu sehen, dass manchmal doch die Gemeinschaft und der Mensch an erster Stelle stehen.“