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Tricksen Sie die Diebe aus

Ob am Telefon oder an der Haustür: Diebstahl und Betrug nehmen zu und die Tricks werden gemeiner. Wie kann man sich vor solcher Abzocke schützen? Das erklärte Christiane Wagner vom Landeskriminalamt Hamburg bei einem Vortrag in unserer Geschäftsstelle.

Mehr als 2,5 Millionen Euro – diese Summe erbeuteten skrupellose Täter 2024 in Hamburg allein mit Schockanrufen. Das sind die offiziellen Zahlen. „Die Dunkelziffer liegt sicher höher“, sagt Kriminalhauptkommissarin Christiane Wagner. „Nicht alle zeigen die Tat an, aus Scham.“ Im Visier haben die Trickbetrüger dabei in erster Linie ältere Menschen. Der Grund: „Diese Generation wurde zu Höflichkeit und Hilfsbereitschaft erzogen und das wird schamlos ausgenutzt.“ Zwar werden die meisten Betrugsfälle von Frauen angezeigt, was aber nicht bedeutet, dass sie leichter auf die Maschen hereinfallen. Christiane Wagner: „Männern ist es oft unangenehmer zuzugeben, dass sie betrogen worden sind.

Die häufigsten Maschen
Die Trickdiebe sind gewiefte Geschichtenerzähler. In Hamburg sind sie vor allem mit diesen Märchen unterwegs:
Schockanrufe – Sie sind nervenaufreibend: Die Anrufer schluchzen, kreischen, weinen. Stammelnd geben sie sich als Tochter, Sohn oder andere Verwandte aus und erzählen zum Beispiel, dass sie jemanden bei einem Unfall tödlich verletzt haben. Meist übernimmt ein Komplize das Gespräch und erklärt als falscher Polizist, dass die Person verhaftet wird, aber gegen eine Kaution freigelassen werden kann. Die Anrufe können sehr an die Nieren gehen.

Falsche Handwerker – An der Tür stehen ein oder zwei Männer in Handwerkermontur und sagen, sie kämen von Hamburg Wasser oder „im Auftrag des Vermieters“ und müssten dringend etwas in der Wohnung kontrollieren: Wasserdruck, Zählerstand, Wasseruhr, Rauchwarnmelder oder Heizung.

Lassen Sie jemanden rein, wird er Ihnen Aufgaben geben. Sie sollen etwa im Bad den Wasserhahn auf- und zudrehen, während er angeblich in der Küche den Wasserfluss prüft. Tatsächlich wird aber nach Schmuck, Geld und anderen Wertsachen gesucht. Den Trick gibt es in Varianten, oft ist von einem Rohrbruch im Haus oder im Keller die Rede. Eins haben alle gemeinsam: Die falschen Handwerker kommen unangemeldet und fast immer zu den üblichen Arbeitszeiten.

Falsche Polizisten – Ein Mann und/oder eine Frau mit falscher oder gestohlener Polizeiuniform oder auch in Zivil und einem Fantasie-Ausweis stehen vor der Tür und wollen in Ihre Wohnung. Die betrügerische Geschichte: Bei einem Einbruch in der Nachbarschaft wäre ein Zettel mit Ihrem Namen gefunden worden. Oder: Man sei Einbrechern auf der Spur und Sie sollen bei der Ermittlung helfen. Am Ende werden Sie immer aufgefordert, Wertsachen auszuhändigen, um sie „in Sicherheit“ zu bringen.

Noch gemeiner geht es per Telefon. Im Display erscheint oft die Notrufnummer 110. Lassen Sie sich davon nicht täuschen! Die Polizei ruft nicht über diese Nummer an. Die Täter behaupten etwa, dass Bankangestellte in die Sache verwickelt seien und man schnell sein Konto und gegebenenfalls das Bankschließfach leeren müsse. Die Wertsachen und das Geld soll man einer Person übergeben.

Wasserglas / Notizzettel – Bei diesem Trick steht oft eine Frau an der Haustür und bittet um Hilfe. Manche möchten sich etwas notieren und fragen nach einem Zettel und Stift. Es geht aber noch perfider: Mit – meist falschem – Babybauch erzählt sie, dass es ihr nicht gut geht und bittet um ein Glas Wasser. Während Sie der Frau in der Küche helfen, schleicht sich ein zweiter Täter in die Wohnung und raubt Wertsachen.

Falsche Gewinnversprechen – Auch diesen Trick gibt es in verschiedenen Versionen: als E-Mail, Brief, SMS, WhatsApp und als Anruf. Jedes Mal wird vorgegaukelt, dass man Geld oder ein Auto oder etwas anderes Schönes gewonnen hat. Bevor jemand diesen Gewinn erhält, müssen er aber erst selbst etwas tun – bei einer E-Mail auf einen Link klicken, bei einer SMS oder WhatsApp eine Telefonnummer zurückrufen, bei einem Anruf seine Kontodaten herausgeben, damit die „Bearbeitungsgebühren“ abgebucht werden können.

Tun Sie nichts dergleichen, denn es handelt sich immer um Betrug. Hinter den E-Mail-Links steckt Schadsoftware, mit der Ihr Computer oder Handy gekapert oder ausspioniert werden kann. Die Telefonnummern sind meist kostenpflichtig. Hinter manchen stecken auch betrügerische Callcenter, die ebenfalls versuchen, an Ihre Kontodaten oder Überweisungen zu kommen.

  • Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! Wer Ihnen suspekt vorkommt, bleibt draußen. Ein gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit.
  • Nutzen Sie die Gegensprechanlage, wenn es klingelt. Schauen Sie aus dem Fenster oder vom Balkon, wer vor der Haustür steht. Öffnen Sie Fremden nur mit vorgelegter Sicherheitskette.
  • Lassen Sie niemanden herein, der unangemeldet vor der Tür steht. Von der WGW beauftragte Handwerker kommen nicht ohne Vorankündigung. Auch Dienstleister nicht (Wasseruhr, Heizung, Rauchwarnmelder).

  • Bereiten Sie sich auf Schockanrufe vor: Hören Sie sich das nachgestellte Bei spiel der Polizei Hamburg an: https://www.polizei.hamburg/geschockt-abgezockt
  • Verabreden Sie mit Ihren Liebsten ein Codewort. Wenn jemand anruft, fragen Sie nach dem Codewort. Ein Schockanrufer oder Enkeltrickser kann das Wort nicht nennen. Alsolegen Sie sofort auf!
  • Sollten Sie unsicher sein, ob es nicht doch Verwandtschaft war: Rufen Sie die Person über die Ihnen bekannte Telefonnummer selbst an.
  • Lassen Sie Ihre Daten aus öffentlichen Telefonverzeichnissen löschen. Ein Formular gibt’s vom Weißen Ring kostenlos im Internet zum Download.
  • Verabreden Sie mit Freunden und Verwandten ein Klingelzeichen. Zum Beispiel: Zweimal klingeln lassen, auflegen, neu wählen. Erst dann nehmen Sie ab.
  • Richten Sie einen Anrufbeantworter ein und ignorieren anonymisierte und unbekannte Telefonnummern. Betrüger sprechen nicht auf Anrufbeantworter.
  • Geben Sie keine persönlichen Daten wie Adresse, Kontodaten, Personalausweisnummer und dergleichen heraus.

Grafik: Polizei Hamburg